Tagesspiegel - Interview
03. März 2006


"Es ging um Signale an die Amerikaner"

Interview mit Otfried Nassauer

Der BND hat den Einsatz eines Verbindungsagenten bei der US-Armee während des Irakkriegs bestätigt. Könnte dieser für die USA Informationen gesammelt haben?
Diesen Verbindungsoffizier in Katar gab es. Er trug wohl den Tarnnamen „Gardist“, nahm offiziell 33 Aufklärungsersuchen der USA entgegen und leitete sie zur Erledigung weiter. Wenn er Ergebnisse bekam, dann hatten entweder BND oder Verteidigungsministerium bereits zugestimmt, diese an die USA weiterzugeben.

Welches Interesse hatte die frühere Bundesregierung daran?
Es lag im Interesse der damaligen Bundesregierung, den Amerikanern zu signalisieren, dass nicht alle Arten der geheimdienstlichen Zusammenarbeit eingestellt werden sollten, auch wenn sich die Deutschen nicht am Irakkrieg beteiligen wollten. Um das zu demonstrieren, bietet sich geheimdienstliche Kooperation an, weil sie ja geheim bleiben soll. Da sagt man dann: Wir werden zwar keine militärische Spionage für die Amerikaner betreiben, wissen aber sehr wohl, dass die Amerikaner im Bereich der Agentenspionage im Irak relativ schwach sind, während die Deutschen gute Verbindungen haben.

Woran lag es denn, dass der BND offenbar im Irak eine Schlüsselrolle spielte?
Der Nahe und Mittlere Osten ist für die deutschen Geheimdienste eines der Gebiete, in dem sie seit Jahrzehnten aktiv sind. Das gilt nicht nur für den Irak, sondern auch für Iran und Syrien.

Vor wenigen Tagen wurde ein angeblicher Verteidigungsplan Saddam Husseins veröffentlicht. Glauben Sie, dass dieser über deutsche Stellen an die Amerikaner gelangte?
Ich halte das für gut möglich. Die entscheidende Frage lautet dabei aber, ob BND oder Verteidgungsministerium diese Information gebilligt haben.

Glauben Sie, der Vorwurf ist berechtigt, dass die Bundesregierung nicht genügend aufklärt?
Dieser Vorwurf ist berechtigt, würde aber gegen jede Regierung jedes Landes zutreffen, wenn sie eigene Geheimdiensttätigkeiten aufklären soll. Denn Regierungen haben kein Interesse daran, die Arbeit ihrer Geheimdienste offen zu legen.

Das Gespräch führte Fabian Leber


 

ist freier Journalist und leitet das Berliner Informationszentrum für Transatlantische Sicherheit - BITS